Vor einiger Zeit habe ich erfahren, dass es die ETS Inside auch für Linux gibt. Endlich kann ich also den Dongle, den ich schon einige Jahre habe, ausprobieren! Gesagt getan, seit einer Woche läuft in meinem Haus ein ETS Inside Server. Das wird auch so bleiben, fürchte ich. Die ETS5 nehme ich seit dem viel weniger zur Hand. Warum? Das steht in diesem Artikel.
Inhalt
Was ist die „ETS Inside“?
Arbeitest du mit SAP? SAP ist eine Software, die von vielen Unternehmen eingesetzt wird um ihre Warenwirtschaft und das Rechnungswesen zu Regeln. Ab einer bestimmten Größe kommst du um SAP einfach nicht mehr herum. Warum schreibe ich das? Nun, ich habe mal den Satz gehört „SAP ist Berater-freundlich, nicht Benutzer-freundlich“.
So ein ähnliches Gefühl habe ich bei KNX. Es ist Elektriker-freundlich (oder Planer-freundlich), nicht Nutzer-freundlich. Das kommt einfach daher, dass KNX für Bürogebäude entwickelt wurde. Der Fokus liegt auf Stabilität und Ausfallsicherheit. Die fehlerfreie Zusammenarbeit hunderter Aktoren in einem Bürogebäude ist wichtiger, als dein Wunsch, alle zwei Tage neue Gruppenadressen zu vergeben.
Ja, das ist einerseits schade, auf der anderen Seite finde ich es gut. Audi steckt bestimmt auch mehr Entwicklungskapazitäten in die Bremsen, als in die Individualisierung des Dachhimmels mit LED-Stripes :-).
KNX für den Benutzer
Warum KNX als Elektriker-freundlich angesehen wird? Wegen der Software zur Parametrisierung, nämlich der ETS. Sie kann alles: Hunderte riesige Projekte verwalten. Plugins von etlichen Herstellern einbinden. Fehlerdiagnose die beim Parametrieren hilft. Ein Busmonitor mit dem du fast jedes einzelne Bit anschauen kannst, das auf dem Bus übertragen wird.
Die Frage ist, brauchst du das als „Einzelanwender“? Die Antwort ist zu 90% „nein“. Meistens erstellt ja der Planer oder der Elektriker dein Projekt für dich, oder du arbeitest dich allein in die Materie ein. Fakt ist: du hast ein einzelnes Projekt für dein Haus. Nur die wenigsten erweitern dann das Projekt mit weiteren Komponenten. Zumindest nicht täglich.
Für diese KNX Nutzer hat die KNX Assoziation die „KNX Inside“ Software entwickelt. Der Planer erstellt dein Projekt, der Elektriker verkabelt dein Haus (oder du machst es selbst, siehe Lars) und dann erhältst du deinen „ETS Inside“ Server mit deinem Projekt drauf und kannst munter Gruppendressen anlegen, Funktionen verändern und all das tun, was man in so einem Smart Home halt tun möchte.
Was ist der Unterschied zwischen der ETS Inside und ETS?
Nun, der größte Unterschied ist: die ETS Inside ist eingeschränkt auf ein Projekt. Das bedeutet, du kannst dein Projekt aus der ETS5 auf deinen ETS Inside Server übertragen und dann, mit Hilfe des „ETS Inside Clients“ bearbeiten. Du kannst neue Gruppenadressen hinzufügen. Neue Geräte hinzufügen. Weitere Funktionen auf die Taster legen. Eigene Szenen anlegen. Natürlich kannst du all das auch Verändern und sogar löschen.
Den ETS Inside Client gibt es für Windows, Apple und Android. Der Microsoft Store behauptet, du kannst es sogar auf der Xbox One nutzen. Du kannst also endlich vom Sofa aus, mit deinem Tablet die Lichtsteuerung im Wohnzimmer umbauen. Der Nachteil an der Geschichte? Weil es den Client für alle Systeme gibt, kann der keine Plugins lesen, die für die ETS5 gedacht sind. Wenn du also ein Gerät hast, das zusätzliche Software braucht, wirst du dies weiterhin in der ETS5 parametrieren müssen oder der Hersteller bietet die Zusatzsoftware als zusätzliches Tool für dein Betriebssystem an.
Für mich bedeutet das, es gibt zwei Geräte die ich nicht über die ETS Inside Parametrieren kann: Einen uralten Merten Rolladen Aktor und knXpresso. Der Rolladenaktor ist schade, für den müsste ich dann ein „ein Produkt“ Projekt in der ETS5 anlegen. Allerdings werden die wenigsten von euch solche Komponenten im Neubau verbauen. Für knXpresso gibt es ein „standalone Tool“, also keine Nachteile.
Installation des Servers, Projekt hochladen
Es gibt die ETS Inside für Windows und für Linux. Du kannst den Server also einfach auf einen Laptop installieren und dort benutzen. Allerdings kannst du dann die Apps nur nutzen wenn die Software läuft. Deshalb habe ich die Installation auf einen Raspberry Pi gewählt.
Installation auf einem Raspberyy Pi
Zur Installation auf einem Raspbery Pi werde ich hier nicht viele Worte verlieren. Es gibt einen sehr guten Beitrag im technikkram Blog. Der hat mich schon sehr weit geführt. Ein kleines Problem war eine fehlende Library auf meinem Raspi. Bei mir fehlte die libssl. Hier hat mir ein Beitrag im KNX Blog, der KNX Assoziation weiter geholfen. Überhaupt, war ich sehr positiv überrascht, wie viele Beiträge es unter support.knx.org zu der ETS Inside gibt.
Hast du den Server erfolgreich am laufen, brauchst du einen Client und ein Projekt. Übrigens, der Server braucht einen Dongle mit einer gültigen Lizenz. Beides bekommst du im KNX Shop für aktuell 160 Euro. Also viel günstiger als eine ETS Professional.
Arbeiten mit der ETS Inside
Viel habe ich noch nicht damit gemacht. Mein Projekt hoch geladen und mir die einzelnen Funktionen angeschaut. Ein paar Geräte aus dem Katalog hinzugefügt. Den Gruppenmonitor getestet. Dazu wird es dann weiter Artikel geben. Ziel dieses Artikels ist es dich auf die Alternative zur ETS5 (oder ETS6) aufmerksam zu machen, wenn du „Privatanwender“ von KNX bist.
Als Elektriker würde ich dem Kunden immer Anbieten die ETS Inside zu nutzen. So hat er fast alle Möglichkeiten sein Projekt anzupassen. Natürlich bleibt die Frage der Gewährleistung. Wer repariert das später wieder wenn etwas nicht „funktioniert“. Wenn also eine Gruppenadresse falsch zugeordnet wurde.
Sicherung deines Projektes
Du kannst dein Projekt jederzeit aus der ETS Inside sichern. Es wird dann eine Sicherung auf das Laufwerk gesichert, auf dem der ETS Inside Server läuft. Du kannst allerdings auch eine ETS5 Demo herunterladen (die gibt es kostenlos) und das Projekt dort importieren. Dann kannst du es ganz normal wie ein Standard Projekt exportieren. So kannst du dein ETS Inside Projekt für Thinka oder die IP-Symcon exportieren. Es reicht die Demo Version, da du das Projekt ja nicht öffnest.
Ich habe damals nirgendwo ein kurzes ETS Beispiel gefunden.
Am liebsten hätte ich mein Projekt mit anderen verglichen.
Ich war neugierig, "Wie machen es die anderen?"
Deshalb habe ich für dich diese 4 ETS Projekte zusammen gestellt.
Du kannst die Projekte direkt in der ETS öffnen und sehen,
wie ich es gemacht habe.
- 1. Rollladensteuerung
- 2. Präsenzmelder benutzen
- 3. Licht schalten mit einem Taster
- 4. Fensterkontakte richtig parametrieren
Fazit
Langsam aber sicher steigt die Begeisterung für diese Software. Sie ist viel intuitiver aufgebaut als die ETS und reagiert auch viel schneller. Klar, wenn du ein Planer bist, der ein riesen Projekt bearbeitet und zig Adressen gleichzeitig verschieben musst, ist die ETS, die richtige Wahl. Für alle Eigenheimbesitzer die nur ab und zu eine Adresse verschieben oder die Parametrierung von einem Gerät ändern, empfehle ich die ETS Inside.
Viel Spaß mit KNX,
Damian