Weiter geht es auf der Suche nach dem perfekten Server. Diesmal probiere ich knXpresso.de aus. Mal sehen was die starke Portion Koffein so kann. Warum gerade diese Visualisierung? Nun ganz einfach: „Schatz, kann das Rollo am Freitag beim Großen um 9 Uhr hoch fahren, da ist ein Beweglicher Feiertag?“ Kennst du solche Fragen? Nun, bei mir bin ich „der Herr im Haus“. Zumindest, wenn es um den smarten Teil des Hauses angeht.
Bis jetzt hieß die Antwort: ich gehe in das conf/rules/ Verzeichnis im openHAB2 und ändere in einer Logik den CRON String von „0 0 7 …“ auf „0 0 9 …“. Abspeichern und fertig.
Das wird sich jetzt ändern. Mit knXpresso kann jeder im Haus das selber machen direkt an der Visualisierung. Zudem brauche ich keine zusätzliche Hardware, es reicht mein Android Tablet. Das ist eh schon da als Visualisierung. So spare ich auch noch Strom.
Inhalt
Was unterscheidet knXpresso von anderen?
Nun, es ist eine Android App. Das ist der Unterschied. Du brauchst keinen raspberryPi aufsetzen. Du brauchst keine Docker Umgebung bereit zu stellen, du brauchst nur etwas, was du garantiert im Haus hast: ein Android Gerät das dauerhaft läuft.
Ich hab mir dann gedacht „Ich hab da ein Amazon Fire 2 mit Android 5 rum liegen. Das nehme ich dafür.“ Das Ding ist ja von 2012 oder so. Also nicht gerade super neu. Mal sehen wie es sich schlägt.
Der nächste Vorteil, neben der sowieso vorhandenen Hardware: Die Oberfläche der Visualisierung wird direkt in der ETS erstellt. Du hast also alle Gruppenadressen mit den Datenpunkttypen bei der Hand. Neue Adressen können direkt verwendet werden. Ohne Synchronisierung, ohne „Export/Import“ Orgien.
Aus der Tatsache, dass die Konfiguration in der ETS geschieht ergibt sich allerdings auch eine Einschränkung: Du brauchst ein ETS Projekt von deinem Haus. Entweder direkt in der ETS, oder als OPC Export Datei. Wenn du nicht weißt was ETS ist, kein KNX Projekt deines Hauses hast oder keine ETS (4 oder 5) besitzt, dann musst du mit demjenigen sprechen, der dein Haus programmiert hat. Wenn du allerdings jemand bist, der KNX für Kunden macht, musst du weiter lesen. Alle KNX Privatanwender sollten weiter lesen, den die Software ist echt interessant.
End-Ausbaustufe wäre dann knXpresso als „Signalgeber“ für Zeit gesteuerte Funktionen und Realisierung von so vielen Logiken wie möglich.
Die Voraussetzungen
Im Prinzip müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein um knXpresso ans laufen zu kriegen:
- Eine IP -Schnittstelle zum KNX Bus (kannst du auch bei knXpresso mit kaufen, wenn du die Lizenz kaufst)
- Ein Android Gerät (Tablet oder Handy)
- Das ETS Projekt (hier muss auch noch Platz für ein Gerät sein) oder das kostenlose Projektierungstool.
Ich habe die IP-Schnittstelle von MDT. Eine uralt Version, aber sie funktioniert.
Mein Tablet ist ein Amazon Fire 2. Das Ding ist schon super alt, bin deshalb auch gespannt auf die Performance. Voraussetzung ist Android 4.4 also sollte es auf dem Ding laufen. Wenn die Visu „schön“ ist, werde ich natürlich auf was aktuelles umsteigen. Das finde ich übrigens richtig cool an der Software, es ist Hersteller unabhängig und damit Zukunftssicher. Genau der Gedanke der auch hinter KNX steckt. Mein ETS Projekt habe ich natürlich auch. Um genau zu sein, habe ich die ETS Lite und deshalb das Haus auf zwei Projekte aufgeteilt, hier bin ich auch gespannt wie das alles so geht.
Zum Ausprobieren kann ich die kostenlose Version der App benutzen. Du kannst da 10 Objekte in der Visualisierung anlegen und schauen wie dir die App gefällt. Wenn du dann richtig los legen willst, kaufst du dir die Lizenz.
Schritt 1: knXpresso App herunterladen und starten.
Die knXpresso App gibt es im Play Store. Such einfach nach knXpresso. Oder klick auf diesen Link: knXpresso App Ich wäre aber nicht der KNX-Blogger, wenn ich es mir so einfach machen würde. Bei meiner Smart Home Installation gibt es was besonderes. Die IP-Schnittstelle hängt im eigenen Netzwerk. Komplett mit eigenem Router usw. Das hat was mit der chinesischen Kamera zu tun, die ich an der Haustür hängen habe, die hängt da nämlich auch drin ;-). Der openHAB2 Server hat dann zwei Netzwerk Karten und kann sowohl mit dem IoT-Netzwerk sprechen als auch der Außenwelt. Das wäre allerdings auch mit einem Tablet möglich.
Das Server-Tablet, was im IoT-Netwerk hängt hat also kein Internet. Daran haben die bei knXpresso auch gedacht und bieten die APK-Datei direkt zum Download an. Sobald die APK auf dem Tablet ist, und gestartet wurde siehst du diesen Bildschirm:
Der grüne Haken zwischen dem WLAN Symbol und dem KNX Logo sagt dir, dass knXpresso deine IP-Schnittstelle gefunden hat und mit dem KNX Bus kommuniziert. Es ist so als hättest du einen weitern Aktor an das grüne Kabel angeklemmt. Das geht automatisch und erstaunlich schnell.
Schritt 2: Ab in die ETS5 zur Konfiguration
Es gibt noch keine Produktdatenbank. Tobias von knXpresso sagte mir sie hängen noch an der Zertifizierung. Es ist auch etwas unüblich, das ein Hersteller eine Produktdatenbank für eine reine Software anbietet.
Du holst dir also das ETS Projekt von der Seite und kopierst das einzige Gerät „knXpresso Produkt“ in dein eigenes Projekt.
Sag mir ich bin komisch, aber ich find die „Prog.-Taste“ da oben super geil. Ja, die Software ist ein eigenständiges „KNX-Gerät“. Du klickst gleich in der ETS „Physikalische Adresse zuweisen“, die ETS sagt „Programmiertaste drücken“ und dann wird das Applikationsprogramm rüber kopiert.
An alle Elektriker / Planer und Menschen die Geld mit KNX machen: Das ist die Visualisierung die du deinem Neukunden direkt mitgeben kannst. Eine Schnittstelle braucht jeder neu KNX’ler sowieso, also kann er auch die von knXpresso nehmen, oder jede andere. Ein Tablet hat der Kunde sicherlich auch, oder du gibst ein Samsung Tab A direkt dabei.
Wenn du regelmäßig KNX Projekte machst hast du bestimmt eine Gruppenadressen Struktur die du verwendest. Wenn du dir jetzt auch noch angewöhnt hast die Rollläden im Wohnzimmer immer auf „4/5/…“ zu setzen, hast du eine Visualisierung für ein komplettes Haus in 15 Minuten fertig. Na sagen wir 30 Minuten, je nach Komplexität des Hauses und Zustand deiner Vorlage.
Es gibt übrigens auch ein standalone Projektierungstool. Wenn du also keine ETS Vollversion hast, aber an einen ESF File deines ETS Projekts kommst, kannst du dir deine Visualisierung in dem Tool zusammen klicken. Den Export kann dir dein Planer zuschicken, wie das geht steht hier. Ich finde aber die Integration in ETS einfach super. Glaub mir oder nicht. Während der Konfiguration wirst du garantiert die eine oder andere Gruppenadresse anlegen wollen.
Wie wird die Visualisierung nun erstellt?
In der ETS kannst du in dem Parameter Tab des Gerätes ein Gerätespezifisches Plugin öffnen. So wie bei vielen anderen Geräten.
Darin kannst du dann eine Vorlage von der knXpresso Seite importieren und sie an deine Wünsche anpassen. Zum Start solltest du die Gruppenadressen zuweisen, damit die Elemente funktionieren. Die Adressen sind ja schon aus der ETS da. Ich mache mal einen eigenen Artikel dazu, es ist echt super einfach. Ziel von diesem Artikel hier ist ja nur die Funktionalität zu prüfen.
Am Ende, oder zwischendurch, klickst du auf „OK“ und dann in der ETS auf „Applikationsdatei übertragen“. Die App auf dem Tablet startet neu und du hast deine neue Visualisierung. Wenn es schneller gehen soll, kannst du auch direkt über das Netzwerk aktualisieren.
Der Speed ist unglaublich. Ehrlich. Du näherst dich mit dem Finger einer Taste und bevor du die berührst ist die nächste Seite da. Das Ganze auf einem fast 10 Jahre alten Tablet. Du merkst, ich bin begeistert. Klar, es ist ja kein Netzwerk oder sowas dazwischen. Du bedienst ja die App direkt.
Und wie geht es weiter?
knXpresso unterstützt Logiken und Zeit gesteuerte Funktionen direkt in der App. Das wird dann im nächsten Artikel kommen. Ähnlich wie im ioBroker Projekt werde ich hier immer mal wieder Neues von meinem Spielzeug posten. Es gibt eine ganze Menge Plugins die alle im Play Store sind und ausprobiert werden möchten. Zusätzlich interessiert mich der WAF (Wife-Akzeptanz-Faktor), also was meine Frau und die Kinder davon halten eigene Logiken bauen zu dürfen.
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Fazit
Heute habe ich dir knXpresso vorgestellt. Meine neue Visualisierung und Server in einem Gerät. Mit dieser Lösung binde ich meine Mitbewohner viel mehr in das Smart Home ein. Wenn du keine Lust auf Quellcode in irgendeiner Sprache hast und „drag and drop“ Programmierung auch nichts für dich ist, schau dir knXpresso auf jeden Fall an.
Wenn du dein Geld mit KNX verdienst dann solltest du unbedingt einen Blick auf die Lösung werfen. Es ist sehr schnell und einfach möglich eine Kunden-Visualisierung zu bauen. In dieser kann der Kunde seine Zeiten und Logiken pflegen. Ohne zusätzliche Server-Hardware. Und das direkt aus der ETS, in der du sowieso dein Projekt pflegst.
Wenn du noch nach Alternativen und weiteren Lösungen suchst, schau mal in meinen Artikel: KNX Visualisierung Vergleich – Eine vollständige Aufzählung
Kennst du knXpresso? Schon Erfahrungen gemacht?
Viel Spaß mit KNX,
Damian
Hallo. Das System klingt interessant aber ich mache mir so meine Gedanken bzgl. der Ausfallsicherheit. Sehe ich das richtig, dass falls dem Tablet etwas passiert, die komplette KNX-Steuerung unterbrochen ist, mein Haus also nicht mehr gesteuert werden kann? Das fände ich schon bedenklich.
Hi Eric,
was verstehst du unter „gesteuert“?
Wenn knXpresso dafür zuständig ist morgens deine Rolläden zu fahren und das Tablett fällt aus, dann fahren deine Rolläden morgens nicht, das ist richtig. Du wirst allerdings immer noch in der Lage sein, deine Rolläden „von Hand“, also per Taster steuern zu können. „Das Haus“ wird weiterhin funktionieren.
knXpresso läuft bei uns übrigens jetzt fast ein Jahr ohne Ausfall. Mein Raspberry PI den ich vorher betrieben habe ist da schon anfälliger gewesen :-).
Viele Grüße,
Damian
Danke Damian, ich habe jetzt in einem Deiner anderen Artikel gelesen, dass grundlegende Funktionen direkt in den Sensoren/Aktoren programmiert werden und gar nicht im Server – das war mir vorher nicht klar. Jetzt hat’s Klick gemacht! Danke für die ganzen Artikel, die sind sehr hilfreich!
sehe ich das richtig, wenn man mehrere Geräte zu Hause hat, müssen mehrere Geräte eingerichtet werden, dies kann auch unterschiedlich sein. M.E. führt das dann zu Problemen, wenn Tablett 1 um 6 Uhr Jalousien runter fährt und Tablet 2 um 6 Uhr hoch fährt (ich weiß, blödes Beispiel). Es gibt keine „zentrale Logik“ und das halte ich für gefährlich.
Hallo Frank,
ja, diese Gefahr besteht. Deshalb ist es am besten ein Tablet als „Zeitserver“ zu nutzen und alle Automatismen auf diesem Tablett einzustellen.
Viele Grüße,
Damian
Das Gerät muss dazu im LAN/WLAN sein, oder? Also wenn ich das Haus verlasse und das Gerät dabei habe auf dem KNXpresso läuft, dann werden Automatismen, die darüber laufen, nicht mehr funktionieren, oder? Und ebenso kann ich von außerhalb nichts steuern, richtig?
Bzw. würde das Ganze wiederum gehen, wenn ich einen privaten VPN einrichte?
Vielen Dank für deine vielen Artikel. Ich bin selber Elektriker und plane mein Eigenheim.
Allerdings bin ich motivierter Bastler und Hobby-IT’ler. Du betreibst also GENAU die Seite, die ich aktuell brauche.
Frage zur Visu mit knXpresso: ist es möglich die config einfach zu sichern und auf mehreren Endgeräten zu replizieren? Quasi Tablet im Hausflur, Handy der Frau, mein eigenes und das iPad im Wohnzimmer sollen prinzipiell das gleiche sehen. Mit macht eben der weiter oben angesprochene Gedanke einer dezentralen Lösung ein wenig Sorge.
Könnte man auch für bestimmt Geräte bestimmte Funktionen sperren?
Und ich meine direkt in der App und nicht via ETS umständlich mit Gruppenadressen, Blacklist etc.
Hi Tino,
danke für den Kommentar.
Ja, du kannst die Konfiguration ganz einfach von einem Gerät auf ein anderes Kopieren. Es ist einfach ein Ordner auf dem Gerät. Ich selbst habe die Synology Cloud laufen, so dass alle Dateien vom Tablet auf meine Synology synchronisiert werden. Dadurch wird auch knXpresso gesichert.
Du wirst eh nicht das gleiche Layout auf einem Tablet und auf einem Handy haben wollen. Tablet ist zumeist quer und groß genug für viele Tasten. Auf dem Handy willst du nur das nötigste auf einer Seite haben.
So erstellt du also zwei (oder mehrere) Konfigurationen für die einzelnen Geräte. In der ETS brauchst du eigentlich nicht viel zu machen. Du exportierst das Projekt via ETS und arbeitest dann mit der knXpresso Software, die du ja kostenlos dazu bekommst, um die Visualisierungen zu erstellen.
Viele Grüße,
Damian